Bausätze sind eine tolle Angelegenheit für alle, die Spaß an Kreativität haben und gleichzeitig die Einzelkomponenten der E-Gitarre mitsamt ihren funktionalen Zusammenhängen kennenlernen bzw. einmal genauer unter die Lupe nehmen wollen. Schritt-für-Schritt-Bauanleitungen sorgen für den richtigen Durchblick beim Zusammenbau der Do-it-yourself-E-Gitarre.

Vorarbeiten

E-Gitarren-Bausätze haben den großen Vorteil, dass Hals und Korpus der E-Gitarre normalerweise bereits versiegelt und vorgeschliffen, also für das Finish perfekt vorbereitet sind. Um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, empfiehlt es sich trotzdem, die zu bearbeitenden Teile nochmals mit feinkörnigem Schleifpapier (400er bis 600er Körnung) zu bearbeiten, bevor es mit der Gestaltung des persönlichen Gitarrenlooks weitergeht. Wer dann auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich zunächst ein Stück Holz besorgen, um die weiteren Arbeitsschritte für das anstehende Finish auszuprobieren. Unnötiger Arbeitsaufwand bzw. unerwünschte Ergebnisse und aufwendige Korrekturen können so ganz einfach vermieden werden.

Finish vor Zusammenbau

Auch wenn die Bezeichnung "Finish" im ersten Moment anderes vermuten lässt: Das Finish von Korpus und Hals steht beim Gitarrenbausatz als einer der ersten Arbeitsschritte an. Die individuelle Oberflächengestaltung erfolgt vor dem Zusammenbau der Bausatz-Einzelteile und macht die Gitarre zu einem optisch unverwechselbaren Instrument, das es so kein zweites Mal gibt.

Für das Finish einer E-Gitarre kommen, je nach gewünschtem Erscheinungsbild, unterschiedliche Kombinationen von Anstrichen in Frage. Soll die E-Gitarre eine naturbelassene Optik erhalten, bietet sich zum Beispiel das Beizen an, das die Holzmaserung noch durchscheinen lässt, aber gleichzeitig das Setzen farblicher Akzente erlaubt. Auf den Klang der E-Gitarre haben die unterschiedlichen Oberflächenarbeiten übrigens bei der Solidbody-Bauweise keine spürbare Auswirkung.

Coatings

Die folgende Tabelle und die dazugehörigen Erläuterungen geben eine erste Orientierung zu den Eigenschaften und Besonderheiten unterschiedlicher Stoffe, die für ein Coating der E-Gitarre unter anderem in Frage kommen. Fachgeschäfte für Malerbedarf sind die richtigen Ansprechpartner für Detailfragen und oft perfekte Infoquelle für aktuelle Trends.

Nitrolack PU-Lack Acryllack PU-Acryllack Öl Beize
unempfindlich gegenüber Lichteinflüssen
unempfindlich gegenüber Weichmachern
schnell trocknend
Auftrag mit Pinsel, Rolle etc. (mehrere Schichten)
Auftrag durch Sprühen (mehrere Schichten)
umweltverträglich
gute Deckkraft
mechanisch gut belastbar

trocknen schnell und sind mechanisch relativ belastbar, aber nicht lichtecht, das heißt sie neigen dazu, auszubleichen oder zu vergilben. Nitrolacke reagieren auch empfindlich gegenüber Wasser und Chemikalien. Sie werden gespritzt, da sie sich mit dem Pinsel schlecht in mehreren Schichten auftragen lassen. Nitrolacke haben einen hohen Lösungsmittelanteil, sodass eine mit dem Pinsel aufgetragene Schicht die bereits darunterliegende Schicht schnell wieder mit an- oder auflösen würde. Da Nitrolacke empfindlich auf unterschiedliche Chemikalien reagieren, können Probleme im Zusammenhang mit Gitarrenständern auftreten. Die Polsterungen von Stativen enthalten oft Weichmacher, auf die die Nitrolacke empfindlich reagieren: an den Berührungspunkten von Gitarre und Ständer kann es deshalb zu hässlichen Verfärbungen kommen.

sind, wie Nitrolacke, mechanisch ebenfalls gut belastbar, das heißt unter anderem relativ stoßfest. Sie haften sehr gut und sind im Vergleich zu Nitrolacken unempfindlicher gegenüber Chemikalien und Witterungseinflüssen. PU-Lacke werden durch Weichmacher nicht angegriffen, deshalb kann bei ihnen das "Gitarrenständerproblem" (siehe Nitrolacke) nicht auftreten. Sie sind darüber hinaus sehr lichtbeständig.

auf Wasserbasis sind besonders umweltverträglich und zeichnen sich außerdem durch Langlebigkeit und UV-Beständigkeit aus. Sie vergilben nicht und sind beständig gegenüber Weichmachern. Mit wasserbasiertem Acryllack bearbeitete Oberflächen weisen eine deutliche Elastizität der Anstrichschicht auf und haben damit keine sehr hohe mechanische Beständigkeit, das heißt sie sind weder besonders hart noch kratzfest. Acryllacke können mit dem Pinsel oder einer Rolle auf das Holz aufgetragen werden und lassen sich alternativ auch aufsprühen. Acryllack sollte in möglichst dünnen Schichten aufgetragen werden, dann härtet er besser aus.

vereinen die positiven Eigenschaften reiner Kunstharz- und Acryllacke. Sie erreichen eine hohe Oberflächenhärte, sind stoßfest und trocknen rasch. Trotzdem haben PU-Acryllacke einen relativ geringen Lösungsmittelanteil.

sind eine weitere Alternative für das Finish der E-Gitarre. Am besten geeignet sind Holzhartöle, da sie besonders strapazierfähig und unempfindlich sind. Wie beim Beizen wird der natürliche Charakter des Holzkorpus betont. Je nach Wunsch können dem farblosen Öl auch gezielt Farbpigmente beigemischt werden. Mit Öl behandelte Holzflächen werden nicht zusätzlich lackiert, sondern in mehreren Arbeitsschritten wiederholt geölt und mit feinem Schleifpapier nachgeschmirgelt, um eine schöne Oberfläche zu erhalten. Mit Öl behandelte Solidbodies sind zwar unempfindlich gegenüber Wasser und Schweiß, aber nicht besonders gut gegen mechanische Belastungen geschützt. Die Licht- bzw. UV-Beständigkeit der erhältlichen Holzöle differiert teilweise sehr stark. Je nachdem, in welchem Maß die E-Gitarre der Sonne ausgesetzt ist, kann das behandelte Holz also unter Umständen auch stark nachdunkeln.

erlauben einen Farbauftrag, bei dem das Naturholz bzw. dessen Maserung noch durchscheint. Beizen unterstützen damit, je nach Intensität, einen naturbelassenen Look und können die Kontraste der Holzmaserung noch zusätzlich hervorheben. Möchte man seine E-Gitarre beizen, ist es wichtig, für eine saubere Oberfläche ohne Schleifstaub und vor allem ohne Leimreste zu sorgen, denn diese sind nach dem Beizen deutlich sichtbar. Nach dem Beizen muss noch lackiert werden, um den Schutz der Oberfläche zu gewährleisten, denn die Beize selbst zieht in das Holz ein, bildet also keine mechanische Schutzschicht gegen Stöße usw. Sie wird am häufigsten mit einem Pinsel oder einem Schwamm aufgetragen, kann aber auch gesprüht werden. Holzbeizen auf Wasserbasis sind besonders umweltfreundlich.

Elektronik

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  1. 1. Einleitung
  2. 2. lernen
  3. 3. Die Saiten der E-Gitarre - Basiswissen
  4. 4. Die Tonabnehmer der E-Gitarre - Basiswissen
  5. 5. E-Gitarre - Tipps zum Eigenbau
  6. 6. Die drei großen E-Gitarrenklassiker
  7. 7. Glossar