Grundlegende, charakteristische Klangeigenschaften werden über die Vorstufe des Verstärkers festgelegt. Gitarrenverstärker haben meist mehrere Kanäle, denen diese unterschiedlichen Klangeigenschaften zugeordnet sind. Die jeweiligen Kanäle werden, zum Beispiel per Knopfdruck, separat angewählt und verfügen dann jeweils über eine oder mehrere Einstellungsmöglichkeiten.

Vorstufen-Kanäle

"Clean" und "Overdrive" sind die zwei gängigen Vorstufen-Kanäle eines Gitarrenverstärkers. Der Clean-Kanal bietet einen sauberen, unverzerrten Klang. Der Overdrive-Kanal liefert einen verzerrten Grundsound, wobei der Grad der Verzerrung über einen Regler ("Gain" oder "Drive") eingestellt wird.

Grundklang der Vorstufe

Da über Gain/Drive das Ausmaß des Eingangssignals in die Vorstufe geregelt wird, nimmt mit zunehmendem Gain nicht nur die Verzerrung, sondern gleichzeitig auch die Lautstärke des Sounds zu. Der erzeugte Grundklang der Vorstufe kann über 2- oder 3-Band-Equalizer (Bass, Mid, Treble) angepasst werden.

Leistungsversorgung über Endstufe

Über die Endstufe werden die Lautsprecher mit Leistung versorgt. Der Regler "Master Volume" bestimmt die Leistung der Endstufe und damit insgesamt die Lautstärke des Amps. Die Endstufenverzerrung (siehe auch weiter unten) ist ein weiteres Mittel der charakteristischen Klangbildung über den Verstärker.

Wieviel Watt?

Die Leistung gängiger Gitarrenverstärker differiert sehr stark. Von einigen wenigen Watt (zum Beispiel Mini-Combos mit 3 Watt RMS) bis hin zu hundert Watt (hochwertige Vollröhrentopteile) sind zahllose Varianten erhältlich. Dabei gibt die Wattzahl alleine nicht unbedingt Aufschluss über die Lautstärke des Verstärkers, sondern vielmehr darüber, wie schnell die Endstufe bei steigender Lautstärke übersteuert bzw. wie lange der Klang bei steigender Lautstärke sauber bleibt.

Headroom

Dieses Verstärkerverhalten wird auch mit "Headroom" bezeichnet: Ein Verstärker mit einer größeren Wattzahl/Leistung hat einen größeren Headroom als ein Verstärker mit einer geringeren Wattzahl. "Mehr Watt" bedeutet also: größerer Headroom und damit langanhaltend unverzerrter Sound bei steigender Lautstärke.

Ist ein kleiner Headroom zwangsweise schlecht?

Ganz klar: nein. Bei der Entscheidung für mehr oder weniger Watt, größeren oder kleineren Headroom und langsamere oder schnellere Endstufensättigung kommt es immer auch auf die Soundvorlieben des Gitarristen an. Wer es liebt, mit seiner Gitarre einen schnörkellosen, rauen, dreckigen, verzerrten Sound zu kreieren, möchte unter Umständen gar keinen Verstärker mit einer hohen Wattzahl haben, sondern nutzt den geringeren Headroom seines Amps gezielt für die Umsetzung des gewünschten Gitarrensounds.

Endstufenverzerrung bei hohen Wattzahlen

Wer es bei leistungsstarken Amps auf den Effekt der Endstufensättigung und damit –verzerrung anlegt, muss bei voll aufgedrehtem Volume (das nötig ist, um die Endstufenverzerrung zu erreichen) Lautstärkepegel in Kauf nehmen, die in dieser Intensität unter Umständen nicht mehr gewünscht sind. Abhilfe kann hier ein Power Soak schaffen, der zwischen Verstärker und Lautsprecher einen Teil der Verstärkerleistung in Wärme umwandelt und damit weniger Leistung an den Lautsprecher weitergibt. Auf diese Weise kann die Endstufe voll aufgedreht und die Endstufensättigung umgesetzt werden, während gleichzeitig nur ein Teil der Lautstärke aus der Box schallt.

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  1. 1. Einleitung
  2. 2. Gängige Bauarten von E-Gitarrenverstärkern
  3. 3. Techniken der E-Gitarrenverstärker
  4. 4. Vorstufe und Endstufe eines E-Gitarrenverstärkers
  5. 5. Glossar