Dass sich ein Klavier mit der Zeit verstimmt, kann man nicht verhindern. Luftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen beeinflussen vor allem das im Klavier verbaute Holz und bewirken in der Folge auch Veränderungen der Saitenspannung. Auch eine sehr intensive Nutzung des Klaviers kann – wenn auch in geringerem Maße – zum Verstimmen der Saiten beitragen.

Wie oft und wie teuer?

Eine gängige Empfehlung zur Häufigkeit des Klavierstimmens lautet: ein Mal pro Jahr. Lässt man sein Klavier weniger oft stimmen, leidet das Instrument an sich zwar nicht sofort darunter, allerdings sehr wohl der Klang und damit irgendwann – je nach Güte des Gehörs – mit ziemlicher Sicherheit auch der Klavierspieler selbst ... Je länger ein Klavier nicht gestimmt wurde, umso länger dauert hinterher dann aber auch der Stimmvorgang, für den mehrere Durchläufe nötig werden können. Der beste Zeitpunkt für das Stimmen eines Klaviers liegt in den Sommermonaten, da hier Luftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen am geringsten ausfallen.

Wird das Klavier regelmäßig ein Mal pro Jahr gestimmt, fallen hierfür normalerweise Kosten von um die 100-200 Euro an. Neue Klaviere müssen übrigens am Anfang öfter gestimmt werden als gebrauchte Klaviere.

Klavier regulieren lassen

Im Zusammenhang mit der Pflege von Klavieren taucht immer auch der Begriff des "Regulierens" auf. Gemeint sind damit verschiedene Korrektur- bzw. Einstellarbeiten an der Klaviatur und der Mechanik eines Klaviers. Wie häufig solche regulierenden Maßnahmen durch den Klavierbauer vorgenommen werden müssen, hängt mit davon ab, wie stark ein Klavier beansprucht, d. h. wie oft es gespielt wird. Ob und in welchem Ausmaß Regulierungsarbeiten am Instrument notwendig oder empfehlenswert sind, darauf weist normalerweise der Klavierstimmer im Rahmen des jährlichen Klavierstimmens hin.

Klaviatur

Regulierungsarbeiten an der Klaviatur werden durchgeführt, um wieder für ein optimales Spielgefühl zu sorgen. Solche Regulierungen an der Klaviatur können zum Beispiel sein:

  • Tastenabstände angleichen
  • Tastenführungen optimieren (hängenbleibende Klaviertasten)
  • Tasten wieder auf eine Ebene bringen (z. B. durch den Austausch von Filzscheiben, die sich unter den Tasten befinden)

Hammerköpfe ausrichten

Zu den Regulierungsarbeiten an der Mechanik kann es zum Beispiel gehören, die Hämmer bzw. die Hammerköpfe wieder optimal auszurichten, sodass sie gleichmäßig auf die Saiten aufschlagen. Auch kann es mit der Zeit passieren, dass Hämmer nicht mehr zum optimalen Zeitpunkt gegen die Saiten geschleudert werden. Wird der Hammer beispielsweise zu früh in Bewegung gesetzt (also mit größerem Abstand zur Saite als optimal), schlägt er mit größerer Wucht gegen die Saite. Die Folge ist, dass ein leises oder sehr leises Spiel nicht mehr möglich ist, die Dynamik also sozusagen "flöten" geht.

Diese und viele weitere Fein- und Feinstabstimmungen in der komplizierten Klaviermechanik können von erfahrenen Klavierstimmern mit dem richtigen Werkzeug ohne Probleme durchgeführt werden.

Hammerköpfe aufarbeiten

Spielt man regelmäßig Klavier, ist es völlig normal, dass die Hammerköpfe bzw. deren Befilzung nach einer gewissen Zeit Abnutzungs- und Alterserscheinungen aufweisen. Einerseits entsteht mit der Zeit durch das Aufschlagen der Hammerköpfe auf die Saiten eine charakteristische Rillenbildung, andererseits härtet der Filz mit den Jahren aus, verliert also an Elastizität.

Abhängig vom Grad der Abnutzung kann man, um wieder einen schönen, runden Klavierklang zu erreichen:

  • Hammerköpfe aufarbeiten ("Abziehen")
  • den Filz der Hammerköpfe erneuern
  • die kompletten Hammerköpfe durch neue ersetzen

Die günstigste Variante ist hierbei das sogenannte "Abziehen" (Kosten: einige Hundert Euro). Hierbei wird der Filz des alten Hammerkopfes quasi abgeschliffen, um den Hammerkopf wieder in Form zu bringen. Das Abziehen ist bei leichten Abnutzungserscheinungen die gängige Variante und mehrmals möglich, bevor ein Austausch der Filze bzw. der Hammerköpfe notwendig wird.

Unabhängig davon, ob Hammerköpfe vollständig ersetzt, neu befilzt oder nur abgezogen werden, ist es in einem weiteren Arbeitsschritt notwendig, die Hammerköpfe hinterher wieder neu zu intonieren.

Gut zu wissen Wartungsintensiv: Oberdämpfer-Klaviere

Bei Oberdämpfer-Klavieren handelt es sich um Klaviere mit einer Oberdämpfer-Mechanik. Gerade in der Zeit um 1900 herum wurden relativ viele teilweise auch sehr preiswerte Klaviere gebaut, die über diese Art der Mechanik verfügten. Oberdämpfer-Mechaniken sind aufgrund ihrer Konstruktion wartungsintensiver als Unterdämpfer-Mechaniken und auch der Stimmvorgang gestaltet sich schwieriger und aufwendiger.

Klaviere mit Oberdämpfung werden heute nicht mehr gebaut. Als Laie erkennt man ein Oberdämpfer-Klavier folgendermaßen: Beim Blick von oben in das Innere des Klaviers verdeckt beim Oberdämpfer-Klavier ein Holzbalken (Dämpferbalken) die Sicht auf die darunter liegenden Hammerköpfe. Beim Klavier mit Unterdämpfer-Mechanik besteht hingegen freie Sicht von oben auf die Hammerköpfe.

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  1. 1. Einleitung
  2. 2. Kauf von privat
  3. 3. Kauf im Fachhandel
  4. 4. Kosten für Klavierstimmung und weitere Wartungen
  5. 5. Pflegetipps
  6. 6. Checkliste für gebrauchte Klaviere
  7. 7. Glossar