Er wird auch in der Hölle noch wie der Teufel Piano zocken …

„If I’m going to hell, I’m going there playing the piano.“ Jerry Lee Lewis wurde am 29. September 1935 in einer Kleinstadt im Süden der Vereinigten Staaten geboren. Wilde Sumpflandschaften und eine schweißtreibende Hitze charakterisieren nicht nur die Gegend, in der Jerry Lee Lewis aufgewachsen ist, sondern im übertragenden, bildlichen Sinne irgendwie auch so manchen musikalischen wie persönlichen Lebensaspekt der legendären Rock’n’Roll-Ikone. Wir haben einige interessante Facts zu Jerry Lee Lewis‘ Leben und Wirken zusammengetragen.

„The Killer“

Fiebrig, aggressiv, ekstatisch: Jerry Lee Lewis schmetterte seinem Publikum den Rock’n’Roll so dermaßen um die Ohren, dass ihm schon früh, das heißt Ende der 1950er Jahre, der Spitzname „The Killer“ verpasst wurde. Den Nickname verdankt er nicht nur seinem aufpeitschenden Spiel, sondern auch der damit einhergehenden, wilden Bühnenpräsenz. Wehe, wenn er losgelassen … Jerry Lee Lewis spielte nicht nur mit den Händen, sondern auch mit seinen Füßen Klavier, kickte während der Bühnenshow rabiat seinen Klavierhocker weg, um sich von jeglichen Fesseln zu befreien und tanzte zügellos um sein Piano herum. – „The Killer“ knocked out his audiences …

 

„Bescheidenheit ist eine Zier …“

Bescheidenheit ist nicht gerade das Attribut, das einem durch den Kopf schießt, wenn man an Jerry Lee Lewis denkt. Der exzessive Lebemann war schon immer sehr überzeugt von sich und seinem Talent: „Other people – they practice and they practice … these fingers of mine, they got brains in ‘em. You don’t tell them what to do – they do it. God given talent.“

Auf der anderen Seite muss man natürlich auch zugeben: der Bursche war schon als Knirps nicht ohne … Jerry Lee Lewis brachte sich das Klavierspielen als Kind selber bei und hatte schon im frühen Teenageralter seinen unverwechselbaren, markanten Stil gefunden: während er auf dem Piano mit der linken Hand einen kräftigen Boogie-Woogie-Background zauberte, befeuerte er mit der rechten Hand die Tasten, um ihnen rasende, mitreißende Melodien zu entlocken. Um „Klein Jerry Lee“ sein erstes Klavier kaufen zu können, hatte sein Vater übrigens eine Hypothek auf das Haus der Familie aufgenommen.

In hohem Bogen geflogen und ab in die Großstadt

Jerry Lee Lewis‘ streng religiöse Eltern waren sicher alles andere als begeistert, als ihr Filius Anfang der 1950er Jahre in hohem Bogen aus der Bibelschule flog. Grund für den Rausschmiss war Jerry Lee Lewis‘ wilde Interpretation des Kirchenliedes „My God is Real“ in der Schulkapelle. Die ungezügelte Boogie-Woogie-Interpretation des Stückes im Stil schwarzer Bluespianisten kam bei der reaktionären Schulleitung eher weniger gut an. Mit 21 zog es Jerry Lee Lewis dann in die Großstadt Memphis, die eine opulente Musikszene bot, in der zu dieser Zeit Rockabilly schwer auf dem Vormarsch war. Lewis bekam schnell einen Job als Musiker in einer Bar.

Great Balls of Fire

Im März 1957 startete Jerry Lee Lewis seine erste Tournee als Pianist mit Johnny Cash und weiteren Musikern. Im November desselben Jahres kam der Millionenseller „Great Balls of Fire“ auf den Markt, und zwar parallel zum Kinostart von „Jamboree“, einem Musik-Teeniefilm mit jeder Menge guter Musik und schlechter Story. Getextet und komponiert hatten den Song „Great Balls of Fire“ andere, Jerry Lee Lewis war „lediglich“ engagiert worden, das Stück im Streifen „(Disc Jockey) Jamboree“ zu performen. Und das tat er dann auch. Mit Nachdruck.

 

Der Titel bzw. die Songzeile „Goodness gracious great balls of fire“ sorgte damals für einigen Wirbel. Manche meinten, es handle sich um die Verballhornung eines Südstaatenausdrucks für den Heiligen Geist und fühlten sich in ihrer religiösen Überzeugung angegriffen. Alternativ könnte man allerdings vielleicht die „Great Balls of Fire“ auch einfach als „Große Feuerbälle“ stehenlassen. Unter einem Feuerball versteht man die glühende, grell leuchtende, fast kugelrund anmutende Wolke, die sich bei großen (Atom-) Explosionen bildet. Ein passendes Bild, wenn man sich vor Augen führt, dass es in dem Rock’n’Roll-Song um eine durch und durch begehrenswerte Frau geht, die den Protagonisten im Lied durch ihren Sexappeal fast um den Verstand bringt: „You shake my nerves and you rattle my brain …“

„Me and Bobby McGee“

Im Verlauf der 1960er Jahre verschrieb sich Jerry Lee Lewis immer mehr der Country-Musik. Mit dem von der Country-Legende Kris Kristofferson 1969 geschriebenen Country-Song „Me and Bobby McGee“ erklomm Lewis 1971 Platz 1 der Country-Charts. Der Song, der von einem Paar handelt, das per Anhalter durch die Lande zieht, war bereits ein Jahr zuvor ebenfalls ein Nummer-ein-Hit gewesen, und zwar in der Version von Janis Joplin. Seine letzte Chartplatzierung hatte Jerry Lee Lewis 1983 mit einem Country-Titel.

Biopic

1989 wurde Jerry Lee Lewis‘ Leben im Kinofilm „Great Balls of Fire!“ verfilmt. Jerry Lee Lewis wurde in der Filmbiografie von Dennis Quaid verkörpert. Lewis war allerdings von der Darstellung seiner Person im Film nicht sonderlich angetan. Auch Filmkritiker monierten, dass der Film nicht das echte Bild des Musikers transportiere.

 

 

Ende Februar 2019 erlitt Jerry Lee Lewis einen Schlaganfall, konnte das Krankenhaus aber einige Wochen später wieder verlassen. Im Januar 2020 zog es ihn mit dem Plan, ein Gospel-Album aufzunehmen, wieder ins Studio. Nachdem im Mai 2020 Little Richard gestorben war, titelte das Magazin „Rolling Stone“, Jerry Lee Lewis sei nun der „letzte lebende Rock’n’Roller alter Schule“.

 

 

 

Quellen/Bilder:
Schmuckbild dieses Blogbeitrages: Jerry Lee Lewis 1977. Quelle: wikipedia.org, Author Klaus Hiltscher, commons.wikimedia.org/wiki/File:JerryLee_Lewis_1973.jpg
brainyquote.com/authors/jerry-lee-lewis-quotes
chemie.de/lexikon/Feuerball_(Explosion).html
de.wikipedia.org/wiki/Great_Balls_of_Fire_(Lied)
de.wikipedia.org/wiki/Great_Balls_of_Fire_–_Jerry_Lee_Lewis_–_Ein_Leben_für_den_Rock’n’Roll
de.wikipedia.org/wiki/Jerry_Lee_Lewis
facebook.com/JerryLeeLewis/
jerryleelewis.com
laut.de/Jerry-Lee-Lewis
pianorocker.wordpress.com/tag/jerry-lee-lewis/page/2/
rollingstone.de/jerry-lee-lewis-schlaganfall-1633125/
rollingstone.de/jerry-lee-lewis-was-macht-der-letzte-rocknroller-heute-1978879/
stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.nach-schlaganfall-jerry-lee-lewis-kann-das-krankenhaus-verlassen.bea72764-d39f-45da-9454-9cd3aaed3ef3.html

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Von Jutta Kuehl

Jutta Kühl, PR und Texterin bei Musikhaus Kirstein GmbH.