Für jeden Musikfan der richtige Kopfhörer!

Kopfhörer versüßen das morgendliche Joggen durch den Stadtpark. Mit Kopfhörern kann man E-Gitarre üben, ohne seine Mitbewohner oder Nachbarn zu stören. Ein DJ ohne Kopfhörer ist kein DJ. Kopfhörer sind schwarz, weiß oder knallbunt. Kopfhörer machen Spaß. Und Kopfhörer gibt es seit etwa 100 Jahren. 1910 brachte der Amerikaner Nathaniel Baldwin seine „Baldy Phones“ – einen Mono-Bügelkopfhörer mit zwei ohraufliegenden Muscheln, bei denen auf beiden Seiten dasselbe Signal ausgegeben wurde – auf den Markt und seitdem hat sich einiges getan.

Welche Sorten von Kopf- bzw. Ohrhörern gibt es?

In-Ear-Headphones
Die auch „Gehörganghörer“ genannten Kopfhörer werden, wie auch schon der Name sagt, in den Gehörgang eingeführt. In-Ear-Headphones werden zum Beispiel beim sogenannten In-Ear-Monitoring verwendet. Der Begriff „Monitoring“ wird im Bereich der Tontechnik verwendet und meint die Beschallung von Musikern oder anderen Künstlern auf der Bühne. Für diese kommen – zusätzlich zur Beschallungsanlage, die auf das Publikum ausgerichtet ist – Monitorlautsprecher oder eben In-Ear-Headphones zum Einsatz, mit denen die Künstler dann in der Lage sind, das eigene Spielen auf ihrem Instrument oder ihren eigenen Gesang zu hören und zu kontrollieren. Gegenüber Monitorlautsprechern haben In-Ear-Headphones für den Musiker unter anderem den entscheidenden Vorteil, dass der Künstler unabhängig von seinem Standort auf der Bühne einen gleichbleibenden Klangeindruck hat. In-Ear-Headphones kommen oft im Zusammenhang mit einer Funkverbindung zur Tontechnik zum Einsatz.

Earbud-Ohrhörer
Earbud-Ohrhörer werden in der Ohrmuschel getragen. Jeder kennt diese kleinen „Knöpfe im Ohr“, die zwar praktisch für unterwegs, gleichzeitig aber auch ziemlich unangenehm beim Tragen sein können.

Der AKG K 1000. Hier sind am Bügel eine Art „Abstandhalter“ angebracht, die dafür sorgen, dass die Muscheln dieses Kopfhörers mit einem geringen Abstand sozusagen vor den Ohren „schweben“.
Der AKG K 1000. Hier sind am Bügel eine Art „Abstandhalter“ angebracht, die dafür sorgen, dass die Muscheln dieses Kopfhörers mit einem geringen Abstand sozusagen vor den Ohren „schweben“.

Bügelkopfhörer
Bügelkopfhörer – auch Muschelkopfhörer genannt – gibt es in den Varianten „on ear“ und „over ear“. Dabei liegt die „on ear“-Variante lediglich auf dem Ohr auf, während die „over ear“-Variante das Ohr vollständig umschließt. Neben diesen beiden Formen existiert noch eine Sonderform von Kopfhörern – der bekannteste Vertreter war der AKG K 1000, der aber nicht mehr hergestellt wird. Hier sind am Bügel eine Art „Abstandhalter“ angebracht, die dafür sorgen, dass die Muscheln dieses Kopfhörers mit einem geringen Abstand sozusagen vor den Ohren „schweben“. Neben den beschriebenen Bauformen teilen sich Bügelkopfhörer noch in geschlossene und offene Kopfhörer auf. Die Muscheln geschlossener Kopfhörer sind so konstruiert, dass das Ohr nach außen maximal abgeschirmt ist. Bei offenen Modellen werden Umgebungsgeräusche – im Gegensatz zu den geschlossenen Modellen – meist noch relativ gut wahrgenommen.

Knochenschallkopfhörer
Diese besonderen Kopfhörer werden vorderhalb des Ohrs aufgesetzt und übertragen die Schwingungen nicht über das Mittelohr, sondern über die Schädelknochen. Der Vorteil dieser Modelle liegt darin, dass der Träger des Knochenschallkopfhörers gleichzeitig Musik hören und Umgebungsgeräusche wahrnehmen kann. Knochenschallkopfhörer sind damit besonders ideal, wenn man beispielsweise mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Funk oder Kabel?

Wer – sei es nun zu Hause, im Proberaum oder auf der Bühne – beim Einsatz von Kopfhörern gleichzeitig viel Bewegungsfreiheit genießen möchte, denkt unter Umständen über die Anschaffung eines Funkkopfhörers nach. Allerdings wird Funkkopfhörern oft ein gewisses Maß an Klangverlust nachgesagt. Doch ist das richtig? – „Jein“ lautet hier die einhellige Meinung der Experten. Wie gut Klang und Übertragungsqualität der Audiosignale bei einem Funkkopfhörer sind, hängt unter anderem von der eingesetzten Übertragungstechnologie und natürlich auch von der Qualität des Kopfhörermodells selbst ab. Innerhalb der Sparte der kabellosen Kopfhörer haben sich Bluetooth-Kopfhörer inzwischen als einfache und wenig störungsanfällige Variante am ehesten etabliert. Dies liegt unter anderem daran, dass die notwendige Bluetooth-Schnittstelle heute bei den meisten technischen Geräten standardmäßig integriert ist.  Bewegungsfreiheit ist bei Funkkopfhörern allerdings nicht zwangsweise gegeben. So erlauben manche Übertragungstechnologien nur relativ geringe Distanzen zwischen Sender und Empfänger. Auch Bluetooth-Kopfhörer sind in der Regel für eher kurze Reichweiten ausgelegt. Andererseits ist bei kabelgebundenen Kopfhörern für die Übertragung und den Klang beispielsweise mit entscheidend, wie hochwertig das verwendete Kabel ist. Die Entscheidung für Funk oder Kabel hängt damit letztendlich von den individuell gesetzten Prioritäten und sicherlich nicht zuletzt auch vom verfügbaren Budget ab.

Und die Gesundheit?

Schädigungen des Gehörs durch zu laute Beschallung sind immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Gesundheitsexperten betonen, dass es vor allem drei Faktoren gibt, die ausschlaggebend dafür sind, ab wann Lärm – bzw. eben auch Musik – gesundheitsschädlich wird. An erster Stelle steht die Lautstärke: bis zu einer Lautstärke von etwa 80-85 Dezibel ist noch alles in Ordnung. Dies entspricht in der Regel auch der Lautstärke, die von MP3-Playern und Smartphones abgegeben werden – vorausgesetzt die Hersteller halten sich an die EU-Richtlinie, die diese Grenzwerte vorsieht. Ärzte empfehlen außerdem, eher Muschelkopfhörer anstelle von Earbud-Ohrhörern zu verwenden, denn entscheidend ist immer auch die Distanz der Schallquelle zum Innenohr. Drittens sollte die Beschallung mit Musik nicht zu lange am Stück erfolgen. Beachtet man diesen Mix an Empfehlungen, ist gegen den Einsatz von Kopfhörern grundsätzlich nichts einzuwenden.

Was empfiehlt der Experte?

Wir haben den Diplom Audio Engineer Tobias Kammerer gefragt, welche Kopfhörer er für unterschiedliche Anwendungen empfiehlt.

Zum Musikhören zu Hause

„Als hochwertiges Modell empfehle ich hier den AKG K271 MK II. Er hat ein sehr weiches und angenehmes Klangbild, das die Ohren auch bei langem Hören zu keiner Zeit anstrengt. Abgesehen davon ist der Tragekomfort ausgezeichnet!“

 

“Wer zum Musikhören zu Hause ein preiswertes Modell sucht, dem kann ich den Classic Cantabile KH-238 empfehlen. Er ist ein guter Allrounder mit sinnvollem Klangbild, langem Anschlusskabel für ausreichend Bewegungsfreiheit und einer Lautstärkeregelung am Kabel.“

 

Zum Spielen/Üben am Digitalpiano

“Hier empfehle ich als hochwertiges Modell den Shure SRH1440. Er ist extrem linear und verfälscht dabei keine Nuance der gespielten Töne. Gerade beim großen Tonumfang des Klaviers ist das ein wichtiges Merkmal. Gleichzeitig hat dieser Kopfhörer einen sehr hohen Tragekomfort.“

 

“Als preiswertes Modell eignet sich auch hier wieder der Classic Cantabile KH-238, den ich schon zum Musikhören zu Hause empfohlen habe.”

Zum Spielen/Üben der E-Gitarre zu Hause

„Da er eine sehr saubere, mittenbetonte Wiedergabe bietet, wodurch gerade die Anschläge auf einer E-Gitarre genau reproduziert werden, empfehle ich hier den Beyerdynamik DT-990 Pro. Er hilft sehr gut beim Üben einer exakten Spielweise.“

 

“Wer weniger Geld ausgeben möchte, kann gut auf den Pronomic SLK-40 zurückgreifen. Auch er arbeitet bass- und mittenbetonter als typische HiFi-Kopfhörer.“

 

Für DJs

“Hier wird es ganz schwierig, eine allgemeine Empfehlung auszusprechen, da die verschiedenen DJs ganz unterschiedliche Klangvorlieben haben und auch die Mechanik je nach Anwendung passend ausgeführt sein muss. Generell empfehle ich hier gerne geschlossene Kopfhörer, die den Umgebungslärm deutlich absenken. So kann man auch bei hohen Lautstärken im Club noch alles exakt hören, ohne mit dem Kopfhörer schädliche Lautstärken direkt am Ohr produzieren zu müssen. Der Kopfhörer sollte auch eine niedrige Impedanz haben, also auf jeden Fall unter 100 Ohm liegen, da sonst viele Kopfhörerverstärker in den Mixern nicht laut genug sind. Ein Beispiel wäre der Beyerdynamik DT-770 M oder auch der Shure SRH750DJ. Das sind aber eben nur zwei Kopfhörer aus einer sehr breiten, verfügbaren Palette.“

 

 

“Als günstiger Hörer empfiehlt sich der Pronomic KDJ-1000 DJ-Kopfhörer. Er hat die von vielen DJs bevorzugten, schwenkbaren Ohrmuscheln, einen bassstarken Klang, 32 Ohm Impedanz und eine leichte Abschirmung.“

 

Für Schlagzeuger zum Üben oder Spielen mit Klick

„Speziell Akustikdrummer sollten unbedingt einen stark dämpfenden Kopfhörer benutzen, damit sie sich auf die Dauer nicht ihr Gehör ruinieren. Da gibt es tatsächlich relativ wenige Modelle am Markt. Der Klassiker wäre auch hier wieder der Beyerdynamik DT-770 M, den ich auch DJs empfehlen würde. Als preiswertes Modell bietet Vic Firth als Schlagzeugstock-Hersteller tatsächlich einen Spezialkopfhörer an – den SIH 1. Der kommt zwar nicht an den hohen Tragekomfort des Beyerdynamik heran und ist auch klanglich nicht so stark wie dieser, erfüllt aber seinen Zweck insgesamt sehr gut.“

 

“E-Drummer brauchen diese hohe Dämpfung nicht, benötigen dafür aber in der Regel einen bassstarken Kopfhörer, damit auch die Kickdrum beim Spielen ordentlich am Ohr ankommt. Ebenso sollte man auch wieder auf eine geringe Impedanz des Kopfhörers achten, da sonst viele Drumcomputer schlichtweg zu leise sind. Ein tolles Modell ist dafür der Beyerdynamik Custom One Pro, der im Bassbereich sogar individuell anpassbar ist. Als preiswertes Modell bietet auch der Pronomic KDJ-1000 (siehe auch Empfehlungen für E-Gitarre) eine niedrige Impedanz und ordentliche Basswiedergabe.“

 

 

Quellen:

Foto AKG K1000 © AKG

de.wikipedia.org/wiki/Kopfhörer

http://www.derwesten.de/gesundheit/musik-ueber-kopfhoerer-wie-man-hoerschaeden-vorbeugt-id7466692.html

Letzte Aktualisierung:

Dieser Beitrag wurde am von in Beratung veröffentlicht.

Von Jutta Kuehl

Jutta Kühl, PR und Texterin bei Musikhaus Kirstein GmbH.